Müssen wir enger zusammenrücken?

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack" und die "HafenCity-Zeitung"

All die Krisen des letzten Jahres und natürlich die erhöhten Zinsen haben den Immobilienmarkt verändert. Wir hatten dies bereits umfangreich beschrieben. Der Wohnungsbedarf ist jedoch gleich hoch geblieben. Gesucht wird allerdings mehr Wohnraum zur Miete, einmal bedingt durch den wachsenden Zuzug, zum anderen durch die Umorientierung bei Wohnungssuchenden, die bisher den Kauf favorisiert hatten, nun aber wegen der höheren Zinskosten Abstand davon nehmen. Inzwischen ist absehbar, dass sich auch in Hamburg eine ähnliche Wohnungsnot ausbilden dürfte wie in Berlin, wo im Schnitt auf ein Mietwohnangebot 135 Anfragen kommen.


Im Kern geht es um die Frage, wie in Hamburg noch bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Der in den letzten zehn bis zwölf Jahren bedingt durch den vorbildhaften Hamburger Wohnungspakt gut gelaufene Wohnungsneubau ist wegen der stark gestiegenen Kosten und der unsicheren Aussichten auf dem Rückzug. Vonovia, der größte deutsche Wohnungskonzern, der dieses Jahr gar keine Neubauten mehr beginnen will, ist nur ein Beispiel.


Die neue Hamburger Bausenatorin nennt neuerdings wieder nicht ganz neue Ideen, nämlich durch Nachverdichtung, ja überhaupt einer Verdichtung bzw. durch engeres Zusammenrücken, mehr Wohnraum zu generieren. Das erscheint uns bereits aus Kostengründen als gar nicht falsche Ideen, denn durch die Verdichtung muss nicht mehr an Grund und Boden mobilisiert werden. Es kann im Bestand gebaut werden, etwa durch Dachgeschossausbau, Erweiterungsbauten, die tiefer in die Grundstücke hineinreichen, oder die Aufstockung mit zwei oder drei weiteren Geschossen. Vor allem entlang der Magistralen könnten durch entsprechende Aufstockung nach Meinungen von Sachverständigen bis zu 100.000 neue Wohnungen geschaffen werden. Wir sehen auch die Chance, in Stadtteilen, in denen Einfamilienhäuser dominieren, durch Parzellierungen oder größere Bautiefen mehr Wohnraum zu schaffen.


Die neuen bzw. guten Ideen, die in Krisenzeiten geboren und vielleicht sogar umgesetzt werden, sind zumindest für Bestandshalter von geeigneten Immobilien sinnvoll, setzen sie doch ein deutliches Wertsteigerungspotential frei.