Steigende Nachfrage nach Immobilien trotzt Krisen

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"

Derzeit scheint eine deutliche Diskrepanz zwischen öffent-licher Diskussion über die zahlreichen Krisen im Land und dem persönlichen Handeln Einzelner zu bestehen. Denn ob Reformstau bei Renten, Steuern, Bürokratie oder öffentlicher Angst vor dem Klimawandel, ob schwacher Konjunktur oder steigender Arbeitslosigkeit: Am Wohnimmobilienmarkt klettert die Nachfrage wieder deutlich. Und nicht nur die Nachfrage ist wieder kräftig, auch die Zahl der Verkäufe wächst kontinuierlich. Im ersten Halbjahr dieses Jahres stieg die Zahl verkaufter Eigentumswohnungen in den Elbvororten, d.h. in Blankenese, Nienstedten, Groß-Flottbek und Othmarschen, um über 16 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2024 und sogar um über 25 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024, wie aus den Zahlen des Hamburger Gutachterausschusses hervorgeht. Bei den ebenso gefragten Einfamilienhäusern, Reihenhäusern und Doppelhaushälften stieg die Zahl der Verkäufe um ebenfalls gut 25 Prozent im direkten Vergleich des ersten Halbjahres 2025 zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Damit wird der deutliche Rückgang der Wohnimmobilienkäufe in den Elbvororten während der Zeit des raschen Anstiegs der Bauzinsen in den Jahren 2022 und 2023 wieder ausgeglichen. Und die Nachfrage dürfte weiter wachsen. Denn nach einer Umfrage im Spätsommer kann sich ein Drittel aller Hamburger vorstellen, in nächster Zeit eine Immobilie zu erwerben – ein erhebliches Nachfragepotenzial. Dabei wird der Wunsch nach einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung vor allem von einer besonderen Vorliebe getrieben: ein Viertel würde gern im Grünen wohnen und damit natürlich auch in den Elbvororten.


Die besondere Vorliebe für Wohnen im Grünen korreliert mit dem eher geringen Angebot in zentralen Lagen der Hansestadt, das zudem für viele kaum finanzierbar ist. Die Alternative einer Mietwohnung bleibt häufig mangels Angebot oder inzwischen viel zu hoher Mieten verwehrt. Die hohe Nachfrage geht wählerisch vor, weil derzeit noch reichlich Objekte im Markt angeboten werden und weil die Interessenten hohen Wert auf einen guten Zustand und insbesondere eine hohe energetische Effizienz legen. Entsprechende Immobilien, die zudem am besten bis zu 1,5 Mio. Euro kosten, werden bald wieder knapp sein.