Noch eine Zeitenwende am Immobilienmarkt

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"

Noch ist völlig unklar, wie die „Sondervermögen" genannte gigantische Neuverschuldung der deutschen Noch-Nicht-Regierung für Infrastruktur sowie die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungszwecke im Detail gestaltet sein werden. Dass jedoch die geplante immense Schuldenaufnahme Folgen nicht nur für die Finanzmärkte haben wird, sondern auch für die Immobilienmärkte, scheint uns schon jetzt völlig klar. Schon die Ankündigung des gigantischen Schuldenberges hatte binnen weniger Tage die Zinsen für Zehn-Jahres-Anleihen um 0,5 Prozent-Punkte nach oben schnellen lassen. Ein bisher selten zu beobachtender Vorgang an den Anleihemärkten.

Das, was in den weltweiten Finanzmärkten zu beobachten ist, wirkt sich nicht zuletzt auf die Finanzierung von Immobilien in jedem lokalen Immobilienmarkt aus, so auch bei uns in der Hansestadt. Schon jetzt beobachten wir eine reichliche Bewegung unter Kaufinteressenten, die noch schnell versuchen, zu halbwegs günstigen Konditionen ihre Finanzierungen unter Dach und Fach zu bringen, um ihrem Immobilienwunsch nachkommen zu können. Ganz plötzlich steigt also noch einmal die Nachfrage nach Wohnimmobilien für den Eigenbedarf und auch zur Kapitalanlage. Letzteres zeigen die Zinshaus-Märkte, an denen die Nachfrage besonders kräftig zulegt.

Zunächst also wird der „Zinsschock", ausgelöst durch die geplante Neuverschuldung, zu steigenden Preisen führen. Ein weiterer Zinsanstieg könnte dann ähnliche Folgen haben wie der rasche Zinsanstieg ab Mitte 2022 in Folge der Maßnahmen der Notenbanken gegen den damaligen Ausbruch der Inflation. Doch dieses Mal dürfte den Notenbanken weitgehend die Hände gebunden sein, denn sie können den Regierungen in Europa und auch nicht in den USA einen wachsenden Berg von Zinslasten für die hohe Neuverschuldung zumuten. Die Investitionen in Infrastruktur, d.h. in umfangreiche Baumaßnahmen, wird aber die Baupreise weiter treiben und deshalb den so dringend benötigten Wohnungsneubau bald gar nicht mehr finanzierbar machen. Das fehlende neue Wohnungsangebot wird die Mieten weiter erheblich steigen lassen und damit auch die Immobilienwerte – wie stark, wie schnell und wie nachhaltig, werden die kommenden Monate zeigen.