Was die Zinswende bedeutet
Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte bereits die Zinswende im Juni des Jahres eingeleitet sowie zum Herbstbeginn den nächsten Schritt gemacht und den wichtigen Einlagenzinssatz für die Banken erneut um 0,25 Prozent auf aktuell 3,5 Prozent gesenkt. Schließlich folgte die US-Zentralbank mit ihrem ersten Schritt zur Einleitung einer Zinswende in Richtung sinkender Zinsen nur eine Woche nach der EZB. Hatten die raschen Leitzinserhöhungen in 2022 in kurzer Folge den Immobilienmarkt erheblich abgekühlt, dürfte nun der Markt insbesondere für Wohnimmobilien deutlich und schon bald noch kräftiger anziehen als bisher.In 2022 hatten sich die Bauzinsen angesichts der damals galoppierenden Inflation binnen weniger Monate von gut einem Prozent bei Finanzierungen mit Laufzeiten von zehn Jahren auf über 4 Prozent ausgedehnt. Wer also ein Einfamilienhaus mit einem Preis von einer Million Euro finanzieren wollte, musste allein an Zinsen etwa 45.000 Euro zahlen nach zuvor nur etwa 12.000 Euro im Jahr. Auf diese Weise wurden die Haushaltsrechnungen vieler Immobilieninteressenten gesprengt. Statt monatlich für Zinsen 1.000 Euro zzgl. Tilgungs- und Betriebskosten von zusammen vielleicht 2.500 Euro für das eigene Haus zu zahlen, katapultierte sich die Summe auf 5.250 Euro. Viele mussten von ihrem Traum eines eigenen Heims Abstand nehmen oder kleinere Wohnformen in entlegeneren Lagen finden. Viele schwenkten auch in den Mietwohnungsmarkt um, was zusätzlichen Druck auf die Entwicklung der Mieten ausübte.
Nun erwarten wir noch mehr Bewegung im Wohnimmobilienmarkt als schon im bisherigen Jahresverlauf, in dem sich die Bauzinsen bereits der 3-Prozentmarke angenähert haben. Das Angebot an Wohnimmobilien auch in den Elbvororten hat sich erhöht, könnte aber angesichts der Zinswende wieder schnell rückläufig sein. Mehr Angebot könnte der seit 2022 eingebrochene Neubau bringen, denn die Zinswende dürfte künftig auch Neubauangebote wieder erschwinglicher machen. Weitere Zinsschritte werden von den Notenbanken erwartet, so dass es nicht mehr lange dauern dürfte, bis wir wieder Marktverhältnisse haben wie in der Dekade zwischen 2010 und 2020, als sich die Immobilienpreise in Hamburg verdoppelt hatten.