Nach dem Hype ist vor dem Hype
Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"
Soweit wir uns erinnern können, markiert das Ende der Hamburger Sommerferien einen deutlichen, mitunter sogar schlagartigen Anstieg des Interesses an Wohnimmobilien, sei es zur Miete oder zum Kauf. In diesem Jahr gehen wir sogar von einem im Vergleich zu vor einem Jahr kräftig erhöhten Interesse aus. Wir erinnern uns: nach der Pandemie und durch den Ukraine-Krieg stieg die Inflation massiv und die Notenbanken erhöhten in kurzer Zeit die Zinsen. Die Finanzierung von Wohnimmobilien zum Kauf verteuerte sich um das Vierfache und der Wohnimmobilienmarkt geriet nahezu in eine Schockstarre. Nach im Schnitt jährlich 11.000 bis 13.500 Verkäufen von Hamburger Wohnimmobilien in den Jahren 2013 bis 2022, fiel diese Zahl 2023 auf etwas über 7.000.Viele Interessenten hatten zunächst ihre Wünsche zurückgestellt oder ihre Ziele minimiert. Da die meisten Wohnwünsche aus handfesten Gründen erwachsen (Eheschließung, Kinder, Ehescheidungen, beruflicher Wechsel) und nur in seltenen Fällen zurückgestellt werden können, wichen viele in den Mietwohnungsmarkt aus und sorgten dort für einen weiteren und kräftigen Anstieg der Wohnungsmieten. Einige aber nahmen sich die noch mögliche Zeit und warteten auf günstigere Preise und Einstiegsmöglichkeiten. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, ja vielleicht liegt er sogar schon ein paar Monate zurück. Denn im ersten Halbjahr 2024 ist der durchschnittliche Preis für gebrauchte Eigentumswohnungen laut Gutachterausschuss um 2,2 Prozent auf 6.275 Euro je Quadratmeter Wohnfläche gestiegen. Betrachtet man die Gesamtkaufpreise für Wohnimmobilien, so habe das Plus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sogar bei 5,2 Prozent gelegen.
Die zwischenzeitlich besonders stark eingebrochene Nachfrage nach Neubauwohnungen, deren Preise und damit Finanzierungskosten deutlich über den gebrauchten Wohnungen liegen, ist im ersten Halbjahr 2024 wieder zurückgekehrt. Wahrlich kein Wunder, da der Neubau mehr und mehr zum Erliegen kommt. Bis Mai des Jahres fielen die Baugenehmigungen weiter um 53 Prozent. Der ursprüngliche Angebotsüberhang des letzten Jahres dürfte schon bald abgearbeitet sein und sodann die Nachfrage wieder stärker als das Angebot werden. Nach dem Hype des Immobilienmarktes bis 2021 steht nun wohl wieder ein neuer Hype an.