NUR EINE VERMEINTLICHE TRENDWENDE?

Conrad Meissler für den Hamburger 'Klönschnack'
Wir lesen teilweise sehr negative Nachrichten darüber, wie sich der Wohnimmobilienmarkt derzeit wendet. So schrieb eine internationale Maklerorganisation, dass es bei Einfamilienhäusern durchaus zu Preiseinbußen bis zu 50 Prozent kommen soll, vor allem wenn die Objekte noch mit fossiler Energie beheizt würden. Gerade Bestandsimmobilien können gegenwärtig mit Preisabschlägen zu rechnen haben, da sie meistens schlechte energetische Werte aufweisen. Sieht man sich die Entwicklung des Marktes jedoch genauer an, erschließt sich eine solche Dramatik eher nicht. So meint eine Gesellschaft, die stark in Investitionen in die Immobilien-Verrentung vertreten ist, dass mittelfristig sogar steigende Immobilienpreise zu erwarten seien. Die angeführten Gründe sind hinlänglich bekannt. In erster Linie wird von einem Einbruch beim Neubau ausgegangen, der sich angesichts der gestiegenen Zinsen und der erheblichen Baukostenverteuerung derzeit wirtschaftlich zu wenig rechnet. Im Gegenzug könne man von einem weiteren kräftigen Zuzug und steigenden Bevölkerungszahlen in Deutschland ausgehen.

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken erkennt zwar auch eine „Trendwende“, die jedoch angesichts der vorherigen erheblichen Steigerungen als moderat angesehen werden. So seien die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im dritten Quartal 2022 gegenüber einem Jahr vorher noch um 6,1 Prozent gestiegen. Erst im Quartalsvergleich zwischen dem zweiten und dem dritten Quartal des Jahres zeige sich ein Rückgang von 0,7 Prozent bei den Wohnimmobilien. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass sich aktuell eher Immobilien in ländlichen Regionen verbilligen.
 
Und während noch über eine sich verschärfende negative Entwicklung gemutmaßt wird, zeigen sich bereits wieder Lichtblicke. Mitte November reagieren die Weltbörsen mit großer Euphorie auf erste Zahlen einer zumindestens in den USA wieder sinkenden Inflation.So wuchs die Hoffnung auf weniger stark steigende Zinsen, vielleicht bald sogar wieder auf sinkende. Die aktuellen Krisen werden die Lage am Wohnimmobilienmarkt nicht entspannen, schrieb ein bekannter Journalist, sondern sich weiter spürbar verschärfen. Schon bald dürfte man mit nostalgisch verklärtem Blick auf die Immobilienpreise von heute schauen. Die vermeintliche Trendwende dürfte im Rückblick wie die Zeit der Schnäppchen erscheinen.
 
OK

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen.