DOCH NUR EINE VERSCHNAUFSPHASE?

Conrad Meissler in dem Hamburger 'Klönschnack' und der 'HafenCity Zeitung'
Kaum berichten Makler und Immobilienplattformen über abschwächende Wohnimmobilienpreise am Hamburger
Immobilienmarkt, kommen erste Entwarnungen. Zum Beispiel von der Deutschen Bank, die die letzten Jahre eher von Überhitzung und von bald sinkenden Märkten orakelte. Nun wird angesichts schwächelnder Nachfrage nur von einem „Unsicherheitsschock“ gesprochen, der sich inzwischen zu einer Verschnaufspause relativiert habe und mitnichten das Ende des 17jährigen, aufwärts gerichteten Preiszyklus anzeige.

Dafür spricht eine ganze Reihe von folgenden Umständen. Die Bautätigkeit sinkt rapide. Über 70 Prozent aller Bauträger erklärten, von weiteren Projekten vorerst Abstand zu nehmen. In Hamburg wurden bereits letztes Jahr mit rund 7.500 Wohnungen etwa ein Viertel weniger als im Vorjahr erstellt. Die Absicht der Bundesregierung, deutschlandweit im Jahr 400.000 neue Wohnungen zu errichten, erweist sich als Illusion. Schon 2021 wurden nur 293.000 gebaut und damit 4,2 Prozent weniger als 2020. Dieses Jahr dürften es noch weniger werden. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage hoch bzw. steigend. Sie wird indiziert durch die hohe Inflation, die für viele eine Investition gerade jetzt sinnvoll macht, da die neu aufgenommenen Schulden bereits nach zehn Jahren nur noch rund 25 Prozent Wert haben, sollte die Inflation mit 7-8 Prozent so hoch bleiben wie bisher. Auch hält die Migration an. Die Deutsche Bank meint, dass statt erwarteter eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine dieses Jahr wahrscheinlich sogar 1,6 Millionen zu uns kommen werden. Hinzu komme der Zuzug aus anderen Ländern.

Kein Wunder also, dass die in den ersten Monaten des Jahres eingetrübte Stimmung wieder aufhellt, so jedenfalls bei den Büro-, Hotel- und Handelsimmobilien, schreibt die Deutsche Hypo. Und der Verband der Pfandbriefbanken berichtet über einen Anstieg der Preise bei selbst genutzten Wohnimmobilen bis Ende des zweiten Quartals im Jahresvergleich und bundesweit von 11,6 Prozent. Massiver Wohnraummangel und wegen der Inflation negativer Realzinsen dürften die Preise wieder anziehen lassen, selbst wenn es aktuell eine Delle geben sollte. Mal sehen, ob die Verschnaufspause in Hamburg beendet ist und es nach den Sommerferien wieder zum üblichen Nachfrageanstieg wegen des bald schon wieder anstehenden Weihnachtsfestes kommt, das jeder gern im eigenen Heim verbringt.

 

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