WIRD SICH UNSER LEBEN ÄNDERN?

Conrad Meissler im 'Hamburger Klönschnack' und in der 'HafenCity Zeitung'
Wird sich mit einer neuen Bundesregierung unser aller Leben ändern? Schwer zu sagen, zumal wir diesen Kommentar erst wenige Tage vor der Bundestagswahl geschrieben haben. Dagegen lässt sich zumindest etwas zu den Auswirkungen auf die Wohnimmobilienmärkte sagen. Denn wie auch immer eine neue Regierungskoalition gebildet werden sollte, sie wird auf die Weiterentwicklung des Wohnens insbesondere in den Großstädten Auswirkungen haben. Es könnte zur erneuten Intensivierung oberflächlicher Maßnahmen kommen, d.h. zu einer weiter verschärften Deckelung von Mieten, ja vielleicht zu einer Neuauflage der Mietpreisbremse.

Die Auswirkungen solcher Maßnahmen lassen sich schon heute erkennen. Zwar sind bundesweit die Baugenehmigungen für Wohnraum bis Ende Juli des Jahres wieder gestiegen und zwar um 6,6 Prozent bezogen auf einen durch die Corona-Pandemie schwächeren Vorjahresvergleichszeitraum. Für den Anstieg sorgte jedoch allein das starke Wachstum im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Baugenehmigungen für Zweifamilienhäuser haben sich sogar um 33,8 Prozent erhöht. Der Bau von Wohnungen in den Ballungsräumen wird dagegen deutlich weniger angestrebt. So sank die Zahl der Baugenehmigungen im genannten Zeitraum beispielsweise in Berlin um 28 Prozent und in Hamburg sogar um 48 Prozent.

Während also insbesondere grüne Politiker eine wachsende Verdichtung durch Ein- und Zweifamilienhäuser zurückdämmen wollen, explodiert genau in diesem Segment der Neubau. Die Gründe sind klar: die Pandemie und zudem die hohen Mieten und Preise in den Innenstädten hat die Nachfrage nach Wohnen im Grünen im eigenen Haus am Rande der Ballungsräume verstärkt.

Da sehr viel getan wird, um Investoren den Geschmack am Wohnungsneubau zu verderben, reagieren nun auch die Menschen, die mangels Möglichkeiten in den Städten verbleiben müssen. Sie rücken enger zusammen. Nach einer Umfrage sind neuerdings 56 Prozent aller Hamburger offen für alternative Wohnformen (etwa Mehrgenerationenhäuser oder Wohngemeinschaften). Hinsichtlich der Eingangsfrage könnte sich also zeigen, dass sich das (Zusammen-) Leben ändern könnte.

 

 

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